Vorlesen
23. November 2023
Im Mittelalter hatte Landshut vor seinen Toren einen Hafen, welcher namensgebend für das Ländtor war. Zu dieser Zeit war Landshut eine prosperierende Handelsstadt mit regem Umschlag von Holz, das auf Flößen aus dem Alpenland flussabwärts transportiert wurde. Dadurch wurde die im Karwendel entspringende Isar zu einer Hauptverkehrsader für den bayerischen Holzhandel.
Außerhalb der Stadttore befanden sich am Isarufer die Anlegeplätze der Flößer, Lände genannt. Von den Länden aus gewährten insgesamt acht Stadttore Zugang zum Stadtkern. Das nächstgelegene davon ist das Ländtor. Im Gegensatz zu den übrigen Landshuter Stadttoren besaß das Ländtor einen Zwinger, also einen großen Hofraum, vor dem eigentlichen inneren Stadttor. Dieses innere Stadttor war in der Theaterstraße gelegen und wurde im 19. Jahrhundert abgerissen. Das verbleibende Außentor des ehemaligen Zwingers ist das heutige Ländtor.
Wie auch die Landshuter Martinskirche mit dem höchsten Backsteinturm der Welt ist das Ländtor aus Backsteinen erbaut, wurde aber rund 200 Jahre früher fertiggestellt. Mit seinen massiven rotbraunen Türmen und der strategisch günstigen Lage am Fluss ist das Ländtor ein monumentales Sinnbild dafür, welche politische und wirtschaftliche Bedeutsamkeit Landshut zu seinen sogenannten Glanzzeiten innehatte: Landshut war seit seiner Gründung im Jahre 1204 ein zentraler Handelsposten neben München und Regensburg.
Außerdem war Landshut Hauptstadt des Herzogtums Bayern, bis dieser Rang im Zuge des Erbfolgekriegs 1505 der Stadt München zugesprochen wurde. Landshut beherbergte einst auch die heutige Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Die herausragende architektonische Stellung von Landshut mit seiner gotischen bis klassizistischen Innenstadt können die Landshuter und Touristen noch heute hautnah erleben.
Schon im Mittelalter herrschte um das Ländtor rege Betriebsamkeit beim Be- und Entladen der Flöße und dem Aufladen der Waren zum Transport durch die mittelalterlichen Gassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde an das Ländtor in preisgekrönter Ziegelbauweise jenes Gebäude angeschlossen, das nun die Filiale der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH beherbergt. Auch heute ist rund um das am Eingang zum Stadtkern gelegene Ländtor ein buntes Treiben.
Durch seinen Torbogen gelangt man in Landshuts historische Altstadt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten, Einkaufsgelegenheiten und Restaurants. Biegt man vor dem Ländtor links ab und folgt dem Flusslauf auf den Spuren der Flößer, kann man an einer breiten Uferpromenade in eines der Lokale einkehren oder den Röcklturm besuchen. Welche Richtung man auch einschlägt, das Ländtor ist ein idealer Ausgangspunkt für einen Stadtspaziergang.
Besichtigt werden kann das Ländtor derzeit nur von außen. Es ist Anlaufpunkt vieler Stadtführungen, die die Stadt Landshut in ihrem Programm anbietet. Am Fuße des Ländtors steht eine Bronzeskulptur der Landshuter Innenstadt, ein sogenanntes Blinden-Stadtmodell. Die dreidimensionale Miniatur-Stadtansicht macht die historischen Häuserzeilen für Blinde erfahrbar. Außerdem finden sich dort wichtige Informationen zu den Gebäuden in Blindenschrift. Doch auch Sehende können die mittelalterlichen Straßenzüge in der Stadtskulptur mal aus einem anderen Blickwinkel erleben.
Die Anreise zum Ländtor erfolgt am besten mit dem Stadtbus oder mit dem Fahrrad, das man direkt am Ländtor in den Fahrradständern abstellen kann. Mit dem Auto bieten sich die städtischen Parkplätze von Bernlochner bis Grieserwiese an oder eines der beiden Parkhäuser an der Wittstraße.