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3. Juni 2025
Stöbert man ein wenig in historischen Dokumenten, wie das Töpferhandwerk nach Landshut kam, dann entdeckt man immer wieder zwei Begriffe: Kröning und Hafnertradition.
„Kröning“ ist ein Gebiet zwischen Isar und Vils. Schon vor vielen hundert Jahren war das Tonvorkommen in der Erde rund um Landshut, Vilsbiburg und Dingolfing enorm. So haben schon im Mittelalter Bauern neben der Feldarbeit auch Töpferwaren hergestellt. Die sogenannten „Hafner“. Daraus entstand die bis heute bekannte „Kröninger Hafnerkeramik“. Was für uns heute selbstverständlich ist: die Brotzeit der Kinder in der passenden Box zu verpacken, Lebensmittel zur Aufbewahrung im Kühlschrank in Schüsseln zu füllen oder beim Frühstück Tassen, und Teller vorrätig zu haben – gab es früher nicht.
Von daher war für die Hafner damals reichlich Bedarf an Töpferwaren. Sie selbst organisierten sich in einer Zunft mit klaren Regeln untereinander. Verkauft wurde nur auf öffentlichen Märkten, jeder Meister durfte einen Gesellen und einen Lehrling beschäftigten. Selbst das Aussehen der Schüsseln und Krüge war festgelegt. So verteilten sich die Kröninger Töpferwaren über Landshut, München, Regensburg, Salzburg, Linz, Innsbruck, bis nach Südtirol. Allerdings scheint es, dass sich die Keramikwaren nahezu jeder leisten konnte und die Hafner nur moderate Verdienste erwirtschafteten.
Mit der Abschaffung des Zunftzwangs 1868 begann die industrielle Herstellung von Keramikwaren, Steingut, Porzellan und Emailgefäßen. Die Hafner schafften es damals leider nicht, sich gemeinsam für ihre Interessen einzusetzen und neue Regulierungen einzuführen. Selbst die Eröffnung der „Königlichen Töpferschule“ 1873 fand kein Interesse unter den Kröninger Hafnern. Heute erinnert das Kröninger Hafnermuseum im Heimatmuseum Vilsbiburg an die Tradition der Hafner und ihre Geschichte.
Das Handwerk der Hafner ging im Zuge der Industrialisierung leider verloren. Doch die Eröffnung der „Königlichen Töpferschule“ 1873 zeigt bis heute eindrucksvoll die Spuren der Keramik in Landshut.
Im Laufe der Zeit entstanden drei Schulen unter einem Dach:
Die Keramikschule Landshut (mit den drei Ausbildungsrichtungen) hat ihre Heimat am Landshuter Marienplatz, gleich neben dem Hans-Carossa-Gymnasium. Sie ist weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Durch die internationalen Schülern aus mehreren Ländern ist das weltweite Ansehen in der Keramikszene enorm. So gibt es die Geschichte von der Aufgabe des Arztberufes für das Töpferhandwerk. Oder die der Asiatin, die extra Deutsch gelernt hat, um auf diese Schule gehen zu können. Lauter kleine Einblicke in die Leidenschaft, die hinter den Schultüren der Keramikschule gelebt wird.
Die Tradition wahren und modern denken. Materiallehre und künstlerische Freiheit. Vorgaben im Lehrplan und kreative Gestaltungsmöglichkeiten – in der Keramikschule werden Brücken gebaut. Neben handwerklichem und gestalterischem Geschick gehören unter anderem auch fachtheoretische Inhalte, wie z.B. Materialanalysen, Glasurentwicklung, Fachrechnen und Fachzeichnen sowie allgemeinbildenden Fächern (Berechnungen und fachliches Wissen über Modell- und Formenbau) zu den Ausbildungsinhalten an der Keramikschule. Die Anzahl der Bewerbern übersteigt die freien Plätze der Schule um ein Vielfaches…
Keramik ist mehr als Tassen und Teller. Das zeigen beispielsweise die Arbeiten der vergangenen Ausstellung zum klasseninternen Wettbewerb der Dannerstiftung an der Keramikschule. Ein Gedankenkarussell zum Thema „Mobil(e)“ oder Bruchstücke mit verschiedenen Blickwinkel zum Thema „Ich sehe was, was du nicht siehst, …“ – die einzelnen Kunstwerke sind wirklich sehenswert. Mit einer eigenen Mappe hat jede Schülerin, jeder Schüler sein Kunstobjekt erklärt und beschrieben. Die Kreativität und Leidenschaft zur Keramik werden hier eindrucksvoll zur Schau gestellt.
Keramikschule Ausstellung Dannerstiftung. Foto: Stadt Landshut
Keramikschule Ausstellung Dannerstiftung. Foto: Stadt Landshut
Keramikschule Ausstellung Dannerstiftung. Foto: Stadt Landshut
Keramikschule Ausstellung Dannerstiftung. Foto: Stadt Landshut
In der Keramikschule stellen die Absolventinnen und Absolventen immer Ende Juli ihre Abschlussarbeiten aus. Die nunmehr fertigen Meister und Gesellen haben mit viel handwerklichem Geschick und kreativer Inspiration einzigartige Kunstwerke geschaffen. Wer sich gerne die faszinierenden Keramiken ansehen möchte, ist in der Keramikschule herzlich willkommen. Die genauen Öffnungszeiten finden sie hier.
In Landshut ist die Keramik fest verwurzelt. Man spricht immer wieder über die Stiftsbasilika St. Martin, die Burg Trausnitz und die Landshuter Residenz, wenn es um die Keramikregion Landshut geht. Das Holz aus dem Kröninger Forst und das hohe Tonvorkommen in der Erde schufen schon vor vielen, vielen Jahren sehr gute Bedingungen zur Herstellung von Töpferwaren.
Auch heute noch ist die Leidenschaft für Keramik in Landshut zu spüren. Die Keramik-Frühjahrsausstellung auf der Mühleninsel oder der Haferlmarkt in der Freyung sind nur zwei feste Größen im Landshuter Terminkalender. Darüber hinaus stellt die Keramikschule regelmäßig Werke aus schulischen Wettbewerben aus, bietet Vorträge an und gibt immer wieder Einblick in die Welt der Keramik.