Vorlesen
24. August 2023
Die Geschichte Europas ist geprägt von Zeiten des Umbruchs, der Innovation und der Kreativität. Eine solche Zeit war die Periode von 1506 bis 1800 im Landshuter Herzogtum, die das Zeitalter der Renaissance bis zum Barock durchlief.
Die Renaissance war eine Zeit der Erneuerung und des Fortschritts, sowohl in der Kunst als auch in der Wissenschaft. Auch nach dem Ende des eigenständigen Landshuter Herzogtums verblasste nicht der fürstliche Glanz in der Stadt, denn Ludwig X. erwählte Landshut zu seiner Residenzstadt. Dieser kunstsinnige Herzog erbaute in der Altstadt mit der Stadtresidenz den ersten Renaissancepalast nördlich der Alpen (1536-1543). Der italienische Bau beeindruckt besonders durch seine Wand- und Deckenmalereien, gestaltet von Künstlern wie Giulio Romano, Hermann Posthumus, Hans Bocksberger und Ludwig Refinger.
Kronprinz Wilhelm V. und Renata von Lothringen, später in ihrer Ehe, wählten die Burg Trausnitz als ihren Wohnort (1568 bis 1579) und ließen dort die Narrentreppe mit Motiven der Commedia dell‘ arte schaffen.
Im 16. Jahrhundert wurde Landshut zu einem echten Kunst- und Kulturzentrum. Der Bildschnitzer Hans Leinberger schuf hier seine berühmten Skulpturen. Die Harnischmacher Mathes Deutsch und Franz Großschedel erlangten europaweite Bekanntheit. Die Druckkunst florierte ebenfalls, mit zahlreichen theologischen und humanistischen Werken, die zwischen 1513 und 1534 aus der Werkstatt Johann Weyssenburgers stammen. Musikalische Meisterwerke wurden durch Orlando di Lasso komponiert, der in Landshut eine lokale Frau heiratete. Ein enger Berater und Lehrer von Herzog Ludwig X. war der bayerische Chronist und Humanist Johannes Thurmair, bekannt als Aventin.
Die Blütezeit von Landshut wurde durch den verheerenden Dreißigjährigen Krieg jäh unterbrochen. 1634 wurde die Stadt von den Schweden erobert und geplündert. Krieg und Pest führten zum Tod von mehr als einem Drittel der Bevölkerung. Dieses dunkle Kapitel der Geschichte sollte die Stadt für fast 200 Jahre prägen.
Mit Beginn des 18. Jahrhunderts fand Landshut zu seiner alten Pracht zurück. Barock und Rokoko prägten die Stadt erneut. Johann Baptist Zimmermann war maßgeblich an der Neugestaltung des Innenraums der Dominikanerkirche beteiligt. Die Bildschnitzer Wenzel Jorhan und Christian Jorhan der Ältere hinterließen mit ihren eindrucksvollen Skulpturen bleibende Spuren.
Die Geschichte des Landshuter Herzogtums von 1506 bis 1800 ist ein beeindruckendes Zeugnis der Widerstandsfähigkeit und Kreativität einer Region.